Ratusz
- RATHAUS
- MIETSHÄUSER
- SAKRALKOMPLEX AN DER STADTPFARRKIRCHE ST. PETER UND PAUL
- EVANGELISCHE KIRCHE
- DAS SCHLOSS UND DIE BRAUEREI
- KRANKENHÄUSER
- SCHULEN
- DAS WAISENHAUS
- VILLEN
- INDUSRTIE- UND TECHNIKDENKMÄLER
- FRIEDHÖFE
- KANTHER GALGEN
Das ältere Rathaus brannte im Jahre 1624 ab und viele Jahre lang stand inmitten des Marktplatz-Blockes der freistehende Rathausturm, die Stadtwage, Brunnen und Stände, ab dem Jahre 1822 auch die erste Apotheke. Der aus der Renaissance stammende Turm wurde 1613 erbaut, ist 36m hoch, am Ansatz im Quadratplan, im höheren Teil geht er in ein Achteck über, das mit einem pyramidenartigen Turmhelm vollendet ist. An der östlichen Wand sind noch Wappentafeln der Breslauer Bischöfe aus dem 18 Jahrhundert erhalten geblieben: das Wappen des Kanthrates Hans von Reibnitz aus dem Jahre 1613; das Bischoffswappen von Karol dem Österreicher; das Wappen von Jan Scultetus – dem Breslauer Suffraganbischof (1604-1613).
Auf der südlichen Seite befindet sich der Haupteingang mit einem Rundbogen, gefasst in einen Pilaster. Die Turmränder werden von Lisenen unterstrichen. In dem Achteckigen Teil befinden sich vier Löwengestalten, die ein Schild und eine Uhr halten.
Das jetzige Rathaus entstand in den Jahren 1876 – 1879, auf einem rechteckigen Plan mit innerem Hof, auf dem sich ein Wasserbrunnen befindet. Im Baukörper von der westlichen, südlichen und nördlichen Seite hat man Risalitplatten mit einer dreieckigen Spitze hinzugefügt. Das Erdgeschoss und die Risaliten sind mit dekorativen Elementen im Putz vollendet worden. Am Anfang des 20. Jahrhunderts krönte der Traufsims die Zinnengemäuer und eckigen Hervorstehungen. Die Fensteröffnungen sind mit einem Rundbogen vollendet. Vom Osten des Rathausgebäudes haftet der Turm mit einer Uhr an. Infolge einer Renovierung in den Jahren 1933-34 wurde ein Teil der Fassadenausrichtung entfernt, was die Vereinfachung des Baukörpers zur Folge hatte.
Bis heute erfüllt das Rathaus seine ursprüngliche Aufgabe, es ist der Hauptsitz des Stadt- und Gemeindeamtes von Kanth.
Die meisten erhalten gebliebenen Mietshäuser in der Altstadt stammen aus dem 19 Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts – in dieser Zeit hat man diese neu, aus festeren Keramik-Materialien, anstelle der alten – aus Holz und Fachwerkhäusern erbaut. Die vorherrschenden Teile der erhalten gebliebenen Mietshäuser entstanden im neoklassischen Stil (Schweidnitzer Str. 5, 21; Marktplatz 37). Aus dem 18. Jahrhundert entstammte das Mietshaus mit Rinnen, Gesimsen auf Konsolen und ausgearbeitet mit Stuck in der Marktplatz Str. 35. Das Mietshaus in der Schweidnitzer Str 35 ist vermutlich ebenso alt – aus dem 18. Jahrhundert stammend – es unterscheidet sich durch die im Eingang erfassten doppelten Pilaster, worüber sich ein Balkon befindet. Durch architektonische Details zeichnet sich das Mietshaus Nr. 26, in der südlichen Marktfrontgebäudefassade aus. Es handelt sich dabei um ein dreistöckiges Mietshaus mit einem Mansarde-Dach, welches aus dem 19. Jh. kommt, es entstand im Neorenaissance-Stil mit Kasettenverzierungen, juwelierdetailliert und mit Floristikmotiven – in den Füllungen sind deutliche Abbilder eines zweiköpfigen Adlers und des Stadtwappens von Kanth zu erkennen. Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte sie Hermann Knoof an – es befand sich hier ein Verlag, ein Schreibwarengeschäft und eine Buchhandlung. Es wurde hier auch die lokale Zeitung mit dem Namen „Stadt und Landbote, Anzeiger für Canth” herausgegeben.
Es sollte auch in der östlichen Front der Gebäudefassade dem Apotheken-Mietshaus mit einem Turm, der die Ecken unterstreicht, Beachtung geschenkt werden. Es entstand in den Jahren 1906-10 anstelle eines älteren Mietshauses. Ein ähnliches Gebäude in ähnlicher Form überstand nicht den Zweiten Weltkrieg. Es lohnt sich daran zu denken, dass ein großer Teil der Mietshäuser während der Kriegshandlungen beschädigt oder zerstört worden sind. Es gelang aber bis heute die Infrastruktur einer kleineren Ortschaft, deren Wurzeln bis hin ins Mittelalter mit dem charakteristischen Frontgebäudefassade-System und dem Marktblock reichen zu erhalten.
3. SAKRALKOMPLEX AN DER STADTPFARRKIRCHE ST. PETER UND PAUL
Es ist anzunehmen, dass die Kirche schon in der Zeit der Ortsbestimmung der Stadt existierte, obwohl sie erstmals in den aus dem Jahre 1301 stammenden Texten erwähnt wird. Die Geschichtsanfänge der Kirche sind in der dunklen Vergangenheit versunken, wenn man aber das Kanther Gotteshaus besichtigt, dann lohnt es sich auf das spätgotische Portal der Kapelle, in dessen Gibel das Jahr 1101 eingeritzt worden ist – es ist zweifelhaft, dass der Bildhauer sich geirrt haben kann, aber heute fällt es schwer zu bestimmen, was das Datum symbolisiert – wahrscheinlich den Kirchbaubeginn, aufmerksam zu werden. Es besteht die Theorie, dass die Benennung zu St. Peter und Paul im Zusammenhang mit den ersten Kanth-Gemeindevorsteher – Peter und Paul, den Söhnen von Nikolaus, den Inhabern von Kanth und Simschütz, die in den Urfassungen aus dem Jahre 1274 schon auftreten, steht. Ende des 18. Jahrhunderts stellte Kant als Handelssiedlung und Ort der Flussüberquerung ein sich schnell entfaltendes stadtentwickelndes Zentrum dar. Die Kirche entstand als Pfarrkirche im nördlichen Teil der Ortsbestimmung.
Das Gotteshaus ist oftmals beraubt und zerstört worden – zweifach durch Hussiten (in den Jahren 1428 und 1432), und es sind nicht einmal 50 Jahre vergangen als Konrad der Weiße die Stadt überfallen und die Kirche ausgeplündert hat.
Die jetzige spätgotische Kirche entstand Anfang des 16. Jahrhunderts (um das Jahr 1500). Bis heute ist der Stein-Backstein-Charakter des mittelalterlichen Bauwerkes mit einem dreischiffigen Hallenlanghaus mit dreiseitig geschlossenen Presbyterien und einem massiven Turm im westlichen Teil erhalten geblieben.
Der Hauptkorpus ist mit einem Sterngewölbe versehen, wobei das Presbyterium ebenfalls mit einem Gewölbe versehen ist. Im Jahre 1520 ist die Sakristei und die Kapelle angebaut worden.
Zur gleichen Zeit, als die Kirche entstand, gelang es der Stadt Stadtmauern zu errichten, die samt dem Rathausturm die Unabhängigkeit der Bürgerlichen und ihren Status symbolisierten.
Die Mauern sind im Jahre 1820 abgerissen worden, aber es gelang einen Abschnitt zu erhalten und bis heute stellt er einen Teil der Kirchmauer dar. In der Reformationszeit erfüllte die Stadtpfarrkirche von Kanth die Funktion eines evangelischen Gotteshauses – in dieser Zeit war die Mehrheit der Kanth-Einwohner lutherischen Glaubens. Erst die Gegenreformation rief katholische Gottesdienste ins Leben und die Kirche erhielt einen neuen Innenausrichtungscharakter – infolge der in den Jahre 1730-1750 stattfinden Einführung von Barockelementen gab es einen neuen Altar, eine neue Kanzel und neue Heiligenfiguren. Es ist anzunehmen, dass auf die Erneuerung der Inneneinrichtung der Beschluss zur Errichtung des Erzpriestersitzes ab dem Jahre 1738 Einfluss hatte.
In dem gleichen Jahr ist dank der Stiftung des Bischoffs-Kommissaren und -Collators die Statute des Hl. Jan Nepomucen vor den Toren, die auf den an der Kirche sich befindenden Friedhof führen aufgestellt worden. Seit der Beatifikation im Jahre 1729 war Nepomucen ein sehr bekannter Heiliger in Schlesien – der sehr oft in Jesuiten-Kleidung und mit einem Kreuz in den Händen dargestellt wurde.
Die Renovierungen, welche seit Ende des 18. Jahrhunderts und das ganze 19. Jahrhundert über durchgeführt wurden, bezweckten den Erhalt des Gotteshauses in einem guten technischen Zustand – das Dach ist ausgetauscht worden, man hat die Sakristei renoviert, die Orgel und die Bänke sind ausgewechselt worden.
Im Jahre 1838 entstand ein neues Pfarrhausgebäude. 1853 wurde dem Kirchturm eine neogotische Galerie mit Zinnenmauern hinzugefügt. Kurz darauf erhielt die Inneneinrichtung der Kirche auch einen neogotischen Charakter (1878-81). Der Hauptaltar entstand 1879 im Breslauer Atelier des Bildhauers Karol Buhla – ursprünglich war er als Bildrahmen für das Gemälde des Italieners Buonotti, das die Gestalt der Apostel Peter und Paul darstellte bestimmt. Derzeitig befindet sich an seiner Stelle die Darstellung der Heiligen Mutter Gottes, die von Polen, welche aus Tlumatsch aus der Nähe von Stanislawowo umgesiedelt worden sind mitgebracht worden ist. Dank der Stiftung von Frau Ernestin Tilgner, Ende des 19. Jahrhunderts, wurde vom Norden die Kapelle des Hl. Kreuzes, eine Taufkapelle - die sich durch Backsteine, neogotisches, ihre Form von dem ganzen Körper der Kirche unterscheidet- angebaut.
Noch im Jahre 1910 veränderte man die Turmform, indem man an den Ecken Türme anstelle der neogotischen Zinnen baute – im Endeffekt entstand die bis heute erhaltene 45m hohe Turmform mit einem zwiebelförmigen Helm und einer Gloriette als Bekrönung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde aus dem Eingangsbereich der Kirche ein Gedächtnisort von an der Front vieler Kriege gefallener Einwohner der Ortschaft – die erste Tafel zum Gedächtnis von gefallenen Soldaten im Kampf um das Vereinte Deutschland (1866 preußisch- österreichischer, 1870-71 preußisch- französischer), die zweite ist eine Auflistung von im Ersten Krieg Gefallenen. Die nach der Kriegszeit stattfindenden Renovierungen waren vor allem Restaurierungen der Kirchinnenräume, noch in den 50-er Jahren wurden die neogotischen Polychromien, dann in den 90-er Jahren die renovierten Presbyterien entfernt.
Die Erste evangelische Kirche entstand in Kanth um das Jahr 1600. Die Mehrheit der Bürgerlichen war evangelischen Glaubens, doch die Stadt unterstand bis 1810 den Breslauer Bischöfen. Im Auftrag des Bischoff-Verwalters ist die Kirche abgerissen worden. In der Reformationszeit ab 1632 stellte die Stadtkirche St. Peter und Paul einen Zusammentreffort dar. Nachdem die Katholiken ihre Kirche wiederbekommen haben, fanden die Gottesdienste vermutlich in dem Rathaussaal statt. Die Möglichkeit eines Kirchbaues ergab sich erst nach der Verweltlichung des Kirchvermögens im Jahre 1810. Die Jahre 1831-33 sind eine Zeit, in der sich die evangelische Gesellschaft um das Einverständnis zum Kirchenbau bemühte. Die Protestanten wandten sich mit einem fertigen Projekt an das Bauamt in Preußen, doch an dieser Angelegenheit fand einer der besten deutschen Architekten der damaligen Klassizismus-Epoche Carl Friedrich Schinkel (1781-1841) – ein preußischer Hofarchitekt, Projektautor des Palastes in Kamenz, des Babelsberger Schlosses in Potsdam und einer Vielzahl an öffentlichen Objekten auf dem Gebiet Berlins Interesse.
Schinkel erschien nie in Kanth, anhand seiner Pläne stellte der Architekt G. A. Freu aus Breslau in den Jahren 1834-36 das Projekt fertig. Den Kirchenbau unterstützte selbst der König Preußens Friedrich Wilhelm III, während seines Aufenthaltes im Jahre 1835 in Kanth. Es entstand ein klassizistisches Bauwerk im Plan eines Vierecks mit einem Giebeldach. Gemäß des Projekts von Schinkel sollte die Gebäudestruktur an einen griechischen Tempel erinnern, der daneben stehende Rathausturm rief der freistehende Campanile in Erinnerung. Den dreiachsigen Eingang schmückten Tafeln aus Gusseisen mit einer Engelsgestallt, welche Plaketten mit Zitate aus der Bibel hielten. Es war ein Projekt von Schinkel, aber der Autor war ein Bildhauer Namens A.C. Mächtig. Auf der nördlichen Seite befand sich ein Einzeleingang, der in die Kanzlei führte, über dem eine Plakette mit der Inschrift:
„Infolge der Gnade ihrer Majestät dem König Friedrich Wilhelm III und dem frommen Enthusiasmus der Gemeindemitglieder, ist diese Kirche im Jahre 1835 erbaut worden und sie ist für die auferstehende evangelische Kirche bestimmt worden“ befestigt wurde.
Die Spuren der Plakette sind bis heute erhalten geblieben. Die Frontonen waren in den Ecken mit Palmetten und einem Kreuz geschmückt. Innerhalb der Hauptachse befand sich ein Altar mit den Gestalten des Hl. Peters und Pauls in den Ecken und einer aufgehängten Kanzlei (Kanzleieingang), gleich an der Zweigeschoß- Wand der Kanzlei mit der Sakristei gestellt, die man von außen – von der nördlichen Seite betreten konnte. Das Hauptgemälde des Künstlers G. A. Dresden stellte die Szene „die Grabbeifügung” dar. Der Altar war von drei Seiten mit Emporen auf Holzsäulen umgeben.
Nach 1945 ist die Kirche vollständig zu einem Kino „der Freude“ umfunktioniert worden, und als 1964 dieses in das Kulturhaus verlegt wurde, stand das Gebäude leer. In Nach einer soliden Renovierung, dem Entfernen der Emporen und der Beseitigung von sakralen Elementen, entstand in den 70-er Jahren ein Handelsobjekt.
Es lohnt sich darauf hinzuweisen, dass die protestantische Gemeinde mit einer reichen Büchersammlung zu einem Pfarrhaus, das zu der östlich gelegenen Front-Gebäudefassade des Marktplatzes zählte, angehörte. In der Nähe der Mirecki-Strasse befand sich das Gemeindehaus der Protestanten mit einem Kindergarten, Vorschulklassen und einem Altersheim. Auf der Nowowiejska Strasse entstand ein Internat und eine Kinderbewahranstalt mit dem Namen „Gottesruf“ für Mädchen.
5. DAS SCHLOSS UND DIE BRAUEREI
Anstelle des heutigen Gebäudes des Gemeindezentrums für Kultur und Sport, in nördlich-östlicher Richtung vom Marktplatz stand im Mittelalter eine Gard, die zur Bewachung der Weistritzer Flussüberquerung und zugleich zur Grenzüberwachung des Herzogtums Breslau und Schweidnitz diente. Es existierte schon im Jahre 1293, bevor Kanth die Stadtrechte erhielt. Bis zum 16. Jahrhundert besaß die Stadt keine Stadtmauern, lediglich überrag das Schloss mit seiner Festung. Das Schloss ist infolge eines großen Stadtfeuers im Jahre 1624 ausgebrannt und ist nie wieder aufgebaut worden.
Anstelle des ehemaligen Schlosshofes entstand im Jahre 1851 ein Kanthisches Brauereigebäude, das mit der Zeit um einen Park und ein sommerliches Restaurant Colonade ausgebaut wurde. In den Jahren 1865-1875 war der Eigentümer Eduard Rupperlt, der alles an Adolf Preuss weiterverkaufte. Die Familie Preuss war der letzte deutsche Inhaber der Brauerei in Kanth. Oskar Preuss hat das Zentrum um Gästezimmer, einen Sommergarten und eine Kegelbahn erweitert. Es wurde leider alles samt dem Besitz aufgrund seiner Schulden nach seinem Tod im Jahre 1938 von der städtischen Sparkasse übernommen.
Seit 1945 bis 1947 befand sich hier ein Versammlungspunkt von aus der Nähe von Kanth umgesiedelten Deutschen. In den 60-er Jahren war hier ein Kino in Betrieb. Mit der Zeit sind die Gebäude vom Gemeindezentrum für Kultur und Sport adoptiert worden. Von der mittelalterlichen Gard ist bis zur heutigen Zeit an nur ein ovaler Mauerumriss 60x 38 m hinter der Brauerei erhalten geblieben.
Der erste Zufluchtsort und das erste im Namen des Hl. Geistes Krankenhaus befanden sich im Mittelalter außerhalb der Stadtmauern – die mit Sicherheit bis zum Jahre 1511 bestanden. Das zweite Zentrum – das Hl. Juda Krankenhaus– entstand an dem Schweidnitzer Tor im Jahre 1613 infolge einer Stiftung von der Witwe des Alten Wilhelms (die Stiftungstafel ist erhalten geblieben), der Witwe von Hans Brande und der Verwandten des damaligen Bürgermeisters Kasper Brande (war in den Jahren 1599-1610 im Amt tätig). Das Krankenhaus ist einer Flechtwerkwand-Konstruktion und war für acht Personen bestimmt. Es wurde erneut erbaut, in der gleichen Konstruktion im Jahre 1790, daraufhin im Jahre 1850 renoviert. 1866 entschied man sich zum Bau eines neuen Zufluchtsortes, anstelle der alten katholischen Schule an der Kirchner Strasse – in die Gebäudewand ist eine Stiftungstafel Sara eingemauert wie auch die Inschrift mit dem Datum 1866 eingeritzt worden. Außer dem Hospiz und dem Refugium befand sich hier eine Gemeindebibliothek, der Sitz der katholischen Gesellschaft und die Wohnungen ärmerer Bürger. Heute ist ihm hauptsächlich eine Wohnungsfunktion zugeschrieben.
Im Jahre 1907 entstand an der Mirecki Strasse 7 ein Krankenhaus, das von der Elisabethschwester geführt wurde. In der damaligen Zeit war das eine sehr moderne Einrichtung mit einer Infektionsabteilung, einem Operationsraum und dem ersten sich in Niederschlesien befindenden Röntgengerät. Als in den Jahren 1935-35 die Hitlermacht den Schwestern die Ausübung ihrer Tätigkeit verbat, verlegten sie diese in ein anderes Gebäude. Während des Zweiten Weltkrieges hat das Krankenhaus keinen Schaden erlitten, erst danach als die Rote Armee Kanth besetzte, ist das Gebäude abgebrannt- höchst wahrscheinlich trugen dazu der viele Vorrat an Spiritus im Medikamentenlager bei. Nach dem Krieg befanden sich hier ein Industriebetrieb, heute stehen die Gebäude leer, ein Teil von ihnen ist nicht erhalten geblieben.
1945 führten die Grauen Schwestern das Krankenhaus weiter – an der Staszica Strasse – 1954 ist es von der Staatsmacht geschlossen worden, aber seit 1957 hat es seine Tätigkeit aufgenommen, wobei es seitdem seine Tätigkeit mit der staatlichen Poliklinik führt. In den 80-er Jahren entstand ein neues Ambulanzgebäude an der Staszica Strasse, und im Objekt der ehem. Ambulanz befindet sich heutzutage ein Kindergarten.
Höchst wahrscheinlich funktionierte schon im Mittelalter eine Schule in Kanth – Anfang des 14. Jahrhunderts unterlag sie dem Pfarrer Milina. Die Schule der katholischen Konfession existierte mit Sicherheit im 16. und 17 Jahrhundert neben der Kirche. Zusätzlich bezahlte die Stadt den Lehrer Baltasar Scholz, der die Aufgabe hatte vier der ärmsten Kinder zu unterrichten, die restlichen Schüler bezahlten 6 Groschen im Quartal für den Unterricht.
Im Jahre 1739 erbaute N. Orys eine neue Schule bei der Kirche, die mit der Zeit abgerissen wurde und an ihrer Stelle entstand 1866 ein Krankenhaus. Ein Gebäude der katholischen Schule erbaute man noch im Jahre 1865 – das bis heute besteht. Bis die neue Grundschule Nr. 2 entstand, übte sie nach dem Krieg die Funktion einer Grundschule aus.
Die Protestanten besaßen eine längere Zeit über keine eigene Schule. Noch in der Hälfte des 16 Jahrhunderts versuchte ein privater Lehrer zu unterrichten, der von der evangelischen Gemeinde bezahlt wurde, doch schnell wurden seine Praktiken auf Anweisung des Bischoffs verboten. Historische Notizen bezeugen, dass Ende des 18 Jahrhunderts er versucht hatte seinen Unterricht in einem privaten Mietshaus weiterzuführen, aber auch dieses Mal ist die Schule geschlossen worden. Erst nach der Säkularisierung im Jahre 1810 ergab sich die Möglichkeit zur legalen Eröffnung einer Schule – an der Mirecki Strasse entstand die erste Einklassige Schule. 1890 wurde sie zu 3 Klassen ausgebaut, und daraufhin zu 5 Klassen. Nach 1925 erbaute man an der 1-Mai Strasse einen ganzen Schulkomplex mit einem Garten, Lehrerhaus und einem kleinen Viertel an der Żeromski Strasse. Ende des 19 Jahrhunderts eröffnete man in Kanth ein privates Lyzeum mit Internat – das Pädagogium. Das war die erste Schule, die nicht mit den Gemeinde-Konfessionen in Kanth verbunden war und es handelte sich dabei in der damaligen Zeit um eine zweite Privatschule in Schlesien. Sie Entstand auf Initiative von Herrm Fischer, anfangs lehrte man dort nur Französisch – der Unterricht erfolgte im Haus, dass zum von Wallenberg angehörte.
Im Jahre 1911 entstand die zweite Privatschule – ein Gymnasium mit dem Schuldirektor Dr. Reiprich. Zwei Jahre später wurde auf Bedarf der Schule die Villa an der 1. Mai Strasse übernommen. Das Gymnasium ist 1919 um das Nachbarsgrundstück vergrößert worden. Außerhalb des Schulgebäudes befand sich das Haus vom Schuldirektor, ein Gymnastikplatz und ein Garten. Das Kanthische Pädagogium war nicht nur die erste Privatschule im Regierungsbezirk von Breslau, aber sie erfreute sich ebenfalls des besten Rufes.
Das erste Kinderheim in Kanth entstand in der Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1892 auf Stiftung des Deutschen Kriegsveteranenvereines entstand ein Gebäudekomplex für ein Kinderheim für Kinder aus den östlichen Ländereien von Preußen. Das Ehrenpatronat über die Organisierung übernahm die Zarin von August Viktoria, die Gemahlin Friedrich Wilhelms II. Die Objekte entstanden an der Nowowiejska Strasse und sind bis zum heutigen Tag an erhalten geblieben, und erfüllen weiterhin die Rolle des Waisenhauses (nach dem Krieg wurde es erneut im Jahre 1954 eröffnet) aus. Anfangs entstanden drei Gebäude und ein Garten für sechzig Kinder.
1931 hat man das Zentrum ausgebaut – ein zusätzliches Grundstück gekauft, auf dem weitere drei Gebäude und ein großer Garten entstanden. In dieser Zeit konnte das Kinderheim die Betreuung von hundertvierundzwanzig Schützlingen sichern. Der Gebäudekomplex ist charakteristisch für die öffentliche Nutzung der damaligen Zeit – das sind in ihrer Form einfache und funktionelle Gebäude aus Verblenderziegeln, mit hohem Giebeldach, mit schmückenden Zimmermann-Ausarbeitungen aus hölzernen Elementen.
Nachdem Hitler die Macht übernahm, wurde die katholische Schule auf dem Gebiet des Zentrums beseitigt, der von nun an einen weltlicheren Charakter annahm. In dieser Zeit legte der Deutsche Staat nicht nur auf die Intelektuelle Entwicklung Druck aus, aber vor allen Dingen auf die physische – es entstand ein Schwimmbad, es wurde Unterricht in Sachen Haushalt, Technik und Handarbeit geführt.
Nach der Evakuation der Kinder im Jahre 1945, befand sich hier vorübergehend ein Lazarett und ein Krankenhaus, und ab 1953 wieder ein Waisenheim.
Bis Ende des 19 Jahrhunderts wurden auf dem Gebiet von Kanth, außerhalb der Grenzen der Altstadt, vor allem an der heutigen Hauptstraße, heute die 1. Mai Strasse, die zum Bahnhof führt und am der Breslauer Strasse mit Grünanlagen, welche anstelle der Stadtmauern entstand, repräsentative Gebäude mit Gärten für reiche Bürger der Stadt und der umliegenden Dörfer gebaut. Die Mehrheit ist bis heute erhalten geblieben. Eine der interessantesten Villen an der 1. Mai Str. 71 (73) ist um das Jahr 1910 erbaut worden. Umgeben vom Park, der mit einer Mauer umzäunt ist, steht ein einstöckiges Gebäude mit einem Giebeldach und einem Risalit. Die reich an dekorativen Elementen geschmückten Giebel, Eingänge und Fenster mit einem Vollbogen, mit Kassetten, Steinvollendungen und dekorativ bearbeiteter Mauer – war vor dem Krieg der Sitz einer Bauerführerschule. Nach 1945 befanden sich hier Büros vom staatlichen Maschienenzentrum. Derzeitig ist das ein Privatbesitz.
Es lohnt sich noch die Villa von 1898 zu beäugen, die vor dem Krieg als Rosenvilla bezeichnet wurde. Sie ist im niederländischen Neobarockstil gehalten, wo man auch die Symbole einer Freimaurerloge vorfindet. Heute erinnert sich keiner daran, weshalb sie dort angebracht wurden.
10. INDUSRTIE- UND TECHNIKDENKMÄLER
Kanth war bis Ende des Zweiten Weltkrieges eine landwirtschaftliche Ortschaft, die vor allen auf die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen eingestellt war.
Eine große Entwicklungschance bot die Eröffnung im Jahre 1834 der Bahnverbindung von Breslau nach Schweidnitz (Freiburger Bahnstrecke) – der zweiten Breslau – Ohlau in Schlesien. Zehn Jahre später wurde sie nach Waldenburg, woraufhin nach Hirschberg im Riesengebirge verlängert. Die Bahnstation in Kanth entstand in den 40-er Jahren des 19. Jahrhunderts. Es lohnt sich zu bemerken, dass Kanth eine relativ wichtige Station auf der Strecke gewesen ist. Als im Jahre 1844 sieben Züge aus England importiert wurden, ist einer Kanth benannt worden. Noch vor dem Ersten Weltkrieg waren zwölf Bahnzüge täglich in jeder Richtung in Betrieb. Anfangs überwog der Verkehr mit Handelsgütern – Kohle, landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Handwerksprodukten. Mit der Zeit gewann der Personentransport an Popularität. Das heutige Bahngebäude mit einer hölzernen Bahnsteig-Überdachung entstammte aus den Jahren 1867-1870. In den 20-er Jahren entstand noch neben dem Bahnhofskomplex ein Wasserturm.
Rund um den Bahnhof herum fing sich die Industriezone, die mit den nah gelegenen Gleisen und der Einfachheit zum Transport verbunden war, zu entwickeln. 1990 entstand eine Gesellschaft, darunter der Brauereiinhaber Oscar Preiss, und im selben Jahr, unter Aufsicht des Architekten Töplers, begann man mit dem Bau der ältesten Fabrik von Kartoffelstärke- der Kartoffelflockenfabrik in Kanth. Die Produktion war dermaßen erfolgreich, dass in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Flockenbetrieb und ein Trocknungsraum, in den 40-ern ein Dampfheizraum – alles ausgestattet mit neuester Technologie und den neuesten Industrieeinrichtungen, angebaut wurden. Im Jahre 1943 entstand ein Schlot mit 90 m Höhe.
Ende des Zweiten Weltkrieges besetzte die Rote Armee die Fabrik, der wertvollste Teil der Geräte ist in die UdSSR verfrachtet worden, jedoch schon im Jahre 1947 gelang es die Kartoffelflockenfabrik erneut in Betrieb zu nehmen.
Um das Jahr 2000 wurden die Gebäude abgerissen, die letzte Spur der Fabrik- der neunzig Meter hohe Schlot verschwand im Jahre 2008.
In Kanth gab es auch eine Gußeisengießerei – die seit 1938 in der Breslauer Str. 25 betrieben wurde. In den Gebäuden der ehem. Molkerei, die 1898 erbaut wurde, entstand nach dem Krieg die Bezirks-Molkereigenossenschaft an der 1. Mai Strasse 11. Auf der Grundlage von den Gebäuden der Stadtmühle aus der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts, errichtete man den Komplex eines Produktionsbetriebes von Futter an der Norwida Str. 4. Auch die kommunale Wirtschaft entwickelte sich seit Anfang des vorigen Jahrhunderts – Kanth besaß seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein Gasnetz, die Wasserleitungen sind auch ausgebaut worden. Infolge der Stadtentwicklung und des Bevölkerungswachstums entstand im Jahre 1934 an der Popiełuszki Str. ein neuer Wasserturm, der den Einwohnern den Zugang zum frischen Wasser ermöglichte.
Im Jahre 1945 ist ein Teil der Einrichtungen zerstört worden und erst in den Nachkriegsjahren erfolgte die allmähliche Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von Einrichtungen und der Übergang zu einer normal funktionierenden Stadt.
Der erste Friedhof befand sich auf dem anliegenden Gebiet der Kirche – bis heute sind nur ein paar der Grabplatten in den Mauern und ein paar Grabsteine, darunter das Denkmal vom Pfarrer Adolf Moepert aus Kanth, dem Autor der historischen Bearbeitung von Kanth aus der Vorkriegszeit, erhalten geblieben.
Im Jahre 1846 und 1930 entstand außerhalb der Stadtgebäude, an der Mirecki Strasse ein evangelischer Friedhof, der bis heute benutzt wird. Die Grabkapelle der Familie Hindeminth aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und das Denkmal der Familie Wichelhaus sind erhalten geblieben. Im Jahre 1973 fand eine Bestattungsfeier und die Enthüllung des Opferdenkmals zum Gedenken der Opfer während des „Todesmarsches“ von 1945 – der Gefangenen Gross Rosen, die in Paschwitz umgekommen sind statt.
Hinter der katholischen Kirche entstand noch im Jahre 1945 ein Friedhof für Soldaten der Roten Armee, die in der Stadt oder auf dem Gebiet der Gemeinde während des Zweiten Weltkrieges zu Tode kamen.
Im Süden der Stadt ist auf dem Hügel, der nicht weit entfernt von einem Ort, der einst Thiemdorf hieß, hinter der Autobahn, in der Nähe der Kilianowa Strasse, außer dem Fundament des alten Kanther Galgen nichts übrig geblieben. Es lohnt sich an das Objekt zu erinnern, das sich von den anderen europäischen Gerechtigkeitsorten durch seinen Korpus, aber auch durch das Material, aus dem der Galgen gebaut war, unterscheidet. Auf dem Granitfundament erbaute man einen ziegelartigen Bau im Plan eines Kreises mit drei Säulen, auf denen quer Holzbalken aufgestellt waren.
Der ovale Sockel mit einem Eingang in den unteren Teil hatte vermutlich 2-3 m, zusammen mit den Säulen reichte der Galgen 5 m hoch. Man weiß nicht warum er solch eine Form angenommen hatte, da in den damaligen Zeiten Ziegel als Baumaterial ziemlich teuer gewesen waren und nicht jeder es sich erlauben konnte ein gemauertes Haus zu bauen.
Bevor der Galgen auf dem Hügel entstand, soll dort eine Eiche gewachsen haben, auf der gemäß des mittelalterlichen Rechts Verurteilte gehängt worden sind. Die Eiche soll infolge eines Blitzeinschlages verbrannt sein und der damalige Bürgermeister von Kanth Noe Pordens hat 1578 den Galgenbau veranlasst. Er befand sich am Rande des Stadtgeländes und sollte vor allem eine präventive Funktion erfüllen. Angeblich soll niemand dort hingerichtet worden sein. Eines Tages versammelten sich der Stadtrat und alle Bürger, um eine Hinrichtung anzusehen, aber es stellte sich heraus, dass man den Strick vergessen hatte. Somit beschloss man den Verurteilten selbst in die Stadt den Strick zu holen zu schicken, was muss es doch für eine Verwunderung gegeben haben, dass nach mehreren Stunden des Wartens der Übeltäter nicht zurückkam und auch nie wieder in Kanth auftauchte. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte man das Objekt mit der Anwendung von Ziegeln, die aus den in dieser Zeit abgerissenen Stadtmauern stammten, renoviert. Seitdem hat man mit Sicherheit keine Hinrichtung mehr verübt und in den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts hat man den Galgen abgebaut. Der Name Thiemdorf kommt von einem Dorf, das an diesem Ort noch im Mittelalter existierte und infolge einer Epidemie oder Zerstörung während der Hussitenkriege aufgehört hatte zu bestehen (vermutlich um das Jahr 1428). In der damaligen Zeit erzählte man sich viele Legenden von diesem Ort- man erzählte sich von dem Gespenst eines goldhaarigen Mädchens, von dem kopflosen Reiter, von beunruhigenden Klängen, welche in der Nähe zu hören waren. Es versuchte niemand nach der Dämmerung sich auf den Weg in die Gegend zu machen, und der Wald, welcher diesen Ort bewuchs erschien erschreckend und geheimnisvoll.
Bei der Behandlung der Erinnerungen an das mittelalterliche Gerechtigkeitssystem gilt es zu bemerken, dass in der Umgebung von Kanth zwei Bußkreuze erhalten geblieben sind:
- ein Bußkreuz ohne rechte Schulter 189 x 47 x 18 cm auf der rechten Seite der Strasse Kanth – Landau
- ein lateinisches Bußkreuz 60 x 77 x 20 cm, an der Brücke, die im Süd-Westen von der 1. Mai Strasse, 300 m hinter der Grundschulde Nr. 1 entfernt liegt.